Marburg entdecken: Eine Stadt voller Geschichten und Überraschungen

Marburg an der Lahn ist eine Stadt, die bei jedem Besuch neue Facetten offenbart und dazu einlädt, sie Schicht für Schicht zu erkunden. Fernab ausgetretener Pfade warten hier historische Bauten neben modernen Kunstwerken, wissenschaftliche Sammlungen neben grünen Oasen und Geschichten von berühmten Persönlichkeiten neben kuriosen Anekdoten. Wenn du dich aufmachst, um Marburg zu entdecken, begegnest du einer Stadt, die ihre Vergangenheit ehrt, die Gegenwart gestaltet und immer wieder für eine Überraschung gut ist.

Marburgs facettenreiche Geschichte und universitäre Prägung

Hoch über der Stadt thront das Landgrafenschloss, ein Zeuge jahrhundertelanger Geschichte. Einst Residenz der Landgrafen von Hessen und Schauplatz des bedeutsamen Marburger Religionsgesprächs im Jahr 1529, bei dem Luther und Zwingli über das Abendmahl debattierten, diente es später auch als Gefängnis für sogenannte Eisengefangene. Nicht weit davon entfernt erhebt sich die Elisabethkirche, ein Meisterwerk der Gotik, erbaut zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen. Ihr prunkvoller Schrein, trotz einiger Verluste durch Diebstähle im Laufe der Jahrhunderte, zieht bis heute Besucher an.

Die Philipps-Universität, eine der ältesten protestantischen Gründungen, hat die Stadt nachhaltig geprägt. Zahlreiche Gelehrte wirkten hier, darunter der Mathematiker und Physiker Christian Ludwig Gerling, der eine Sternwarte einrichtete, oder Denis Papin, der Erfinder des Schnellkochtopfs, dem eine Plakette an der Mühltreppe gewidmet ist. Auch der spätere Literaturnobelpreisträger Boris Pasternak verbrachte prägende Studienjahre in Marburg, die er in seinen Werken verewigte. Die Spuren dieser und anderer Persönlichkeiten sind in der Stadt allgegenwärtig und erzählen von einer reichen wissenschaftlichen Tradition.

Kulturelle Schätze und Orte des Gedenkens

Marburgs kulturelle Landschaft ist vielfältig und oft unerwartet. So trifft man auf Kunst im öffentlichen Raum, die nicht selten Diskussionen auslöst, wie die namenlose Plastik von Erich Hauser nahe der ehemaligen Hauptpost oder die Spiderman-Figur, die als heimliches Wahrzeichen der Oberstadt gilt und nach einem Sturz medienwirksam wieder an ihren Platz gehievt wurde. Das Erwin-Piscator-Haus, benannt nach dem berühmten Theatermann und Sohn der Stadt, ist heute ein modernes Kultur- und Tagungszentrum. Einzigartige Sammlungen bereichern das Angebot: Die Hörbücherei der Blindenstudienanstalt gilt als größte Hörbibliothek Deutschlands, während die Mathematische Modellsammlung auf den Lahnbergen historische Rechenmaschinen und Modelle präsentiert. Im Kameramuseum kannst du eine beeindruckende Sammlung historischer Filmkameras bestaunen, darunter Modelle, wie sie Jean-Luc Godard nutzte.

Die Stadt setzt sich auch intensiv mit ihrer Geschichte auseinander. Metallene Gedenkbänder am Hauptbahnhof erinnern an die Opfer der Deportationen während des Nationalsozialismus. Das Deserteur-Denkmal, nach mehreren Standortwechseln nun in der Frankfurter Straße, mahnt an die Opfer der NS-Militärjustiz und löst bis heute Debatten aus. Am Platz der Weißen Rose wird der Widerstand der Geschwister Scholl und ihrer Mitstreiter geehrt. Auch das umgestaltete Jägerdenkmal im Schülerpark setzt sich kritisch mit der Rolle des Kurhessischen Jäger-Bataillons auseinander. Diese Orte des Gedenkens sind wichtige Bestandteile der städtischen Identität.

Naturwunder und kuriose Entdeckungen in Marburg

Neben Geschichte und Kultur bietet Marburg auch reizvolle Naturerlebnisse und so manche Kuriosität. Das Marburger Schloss ist nicht nur historisch bedeutsam, sondern beherbergt auch Deutschlands größtes bekanntes Winterquartier der Zwergfledermaus. Der Heilige Grund, ein malerischer Höhenzug mit Blick auf das Schloss, lockt mit alten Kirsch- und Apfelsorten sowie einem Apfellehrpfad. In Amöneburg, auf einem ehemaligen Vulkanschlot erbaut, kannst du auf dem Mauerrundweg beeindruckende Basaltsäulen und einen weiten Blick über das Ohmbecken genießen.

Zu den ungewöhnlicheren Sehenswürdigkeiten zählt das Skelett des Elefantenbullen Jack, der 1863 ein tragisches Ende in Kirchhain fand und dessen Knochen heute im Fachbereich Biologie ausgestellt sind. Ein Denkmal an der Wasserscheide erinnert an Christian Werner, den letzten Marburger Kofferträger, eine Figur voller Anekdoten. Am Rathaus findet sich nicht nur eine historische Wetterfahne, die einen Dragoner zeigt, sondern auch die Nachbildung einer alten Elle, die einst bei Streitigkeiten auf dem Markt für klare Verhältnisse sorgte. Selbst ein Abort-Erker am Steinernen Haus erzählt von mittelalterlichen Lebensgewohnheiten. Diese Details machen das Erlebnis, Marburg zu entdecken, besonders und unvergesslich.

Häufig gestellte Fragen zu Marburg

Was macht das Marburger Schloss so besonders? Das Marburger Schloss ist nicht nur ein imposantes historisches Bauwerk und ehemaliger Sitz der Landgrafen, sondern war auch Schauplatz des Marburger Religionsgesprächs. Zudem beherbergt es Deutschlands größtes bekanntes Winterquartier für Zwergfledermäuse und diente im 19. Jahrhundert als Gefängnis.

Welche einzigartigen Sammlungen kann man in Marburg besuchen? In Marburg findest du die größte Hörbibliothek Deutschlands in der Blindenstudienanstalt, eine historische Mathematische Modellsammlung auf den Lahnbergen mit Exponaten wie alten Rechenmaschinen, und ein privates Kameramuseum mit rund 300 historischen Kameras. Auch das Skelett des Elefanten Jack im Fachbereich Biologie ist eine bemerkenswerte Sammlung.

Wie erinnert Marburg an seine berühmten Persönlichkeiten? Marburg ehrt Persönlichkeiten wie den Erfinder Denis Papin mit einer Plakette, den Theologen Huldrych Zwingli mit einer beschrifteten Treppe, den Schriftsteller Boris Pasternak durch die Erwähnung seiner Wohnorte und den Theatermann Erwin Piscator durch die Benennung des Kulturzentrums. Auch Denkmäler wie das für den Kofferträger Christian Werner halten Erinnerungen wach.

Gibt es in Marburg auch Natur zu erleben? Ja, Marburg und Umgebung bieten vielfältige Naturerlebnisse. Der Heilige Grund ist bekannt für seine alten Obstsorten und den Apfellehrpfad. Das Marburger Schloss ist ein wichtiges Fledermausquartier. Die Vulkanregion um Amöneburg mit dem Mauerrundweg bietet geologische Einblicke und weite Ausblicke.

Welche Rolle spielt Kunst im öffentlichen Raum in Marburg? Kunst im öffentlichen Raum ist in Marburg sehr präsent und oft diskussionsfreudig. Beispiele sind die abstrakte Plastik von Erich Hauser, die Spiderman-Figur in der Oberstadt oder verschiedene Denkmäler, die zum Nachdenken anregen und die Stadtgeschichte reflektieren.

Wie wird in Marburg an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert? Marburg gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus durch metallene Gedenkbänder an den Handläufen am Hauptbahnhof, die an die Deportierten erinnern. Das Deserteur-Denkmal thematisiert die Opfer der NS-Militärjustiz, und der Platz der Weißen Rose ehrt den studentischen Widerstand um die Geschwister Scholl.

Was ist die Geschichte hinter dem Elefantenskelett Jack? Jack war ein indischer Elefantenbulle eines Wanderzirkus, der 1863 während einer Fortpflanzungsphase in Kirchhain randalierte und daraufhin getötet wurde. Sein Skelett wurde vom Anatomischen Institut in Marburg präpariert und ist heute, nach langer Zeit in Kisten, im Foyer des Fachbereichs Biologie ausgestellt.