Bad Saarow entdecken: Ein Ort mit Geschichte und Charakter

Schon bei deiner Ankunft am runderneuerten Bahnhof von Bad Saarow, dessen Erscheinung an vergangene Kaiserzeiten erinnert, spürst du eine besondere Atmosphäre. Ein Blickfang auf dem Vorplatz ist die Brunnenskulptur „Lebensfreude“ von Hans Eickworth: Schlanke, unbekleidete junge Menschen halten gemeinsam eine Schale empor, aus der Wasser über sie strömt – ein Symbol, das dich auf die Erlebnisse an diesem Ort einstimmt. Doch diese Lebendigkeit war nicht immer selbstverständlich. Einst galt die Gegend um Saarow und Pieskow als eher ereignisarm; selbst Theodor Fontane zog es vornehmlich direkt zum Scharmützelsee, der Rest schien ihm kaum der Rede wert. Wenn du heute durch Bad Saarow schlenderst, wirst du schnell feststellen, wie sehr sich das Bild gewandelt hat, und kannst einen Ort voller Geschichten und bemerkenswerter Entwicklungen Bad Saarow entdecken.

Vom Gut zur visionären Kolonie am See

Die entscheidende Wende kam im Jahr 1905, als das Gut Saarow in den Besitz einer Bank überging. Diese plante die Errichtung einer Landhauskolonie, ein Projekt, das die Zukunft des Ortes nachhaltig prägen sollte. Der renommierte Gartenarchitekt Ludwig Lesser wurde engagiert, um am Nordufer des Scharmützelsees eine durchdachte Landschaft zu gestalten. Er entwarf ein Netz aus Wegen, Plätzen und parkähnlichen Freiflächen, in die sich die neuen Bauten harmonisch einfügen sollten. Um den Charakter der Kolonie zu wahren, wurden in den Grundbucheintragungen spezifische Auflagen für die Bauherren festgelegt. Ziel war eine ausgewogene Mischung aus individueller Gestaltung der Häuser und einer ästhetischen Geschlossenheit des gesamten Ensembles. Diese Detailverliebtheit und das Selbstbewusstsein der neuen Bewohner führten mitunter zu Diskussionen und Konflikten, was der Siedlung im Volksmund den Spitznamen „Meckerndorf“ einbrachte.

Aufstieg zum Kurort und die Goldenen Zwanziger

Im Jahr 1923 erhielt Saarow offiziell den Titel „Bad“, eine Anerkennung, die den Ort weiter aufwertete. In den folgenden „Goldenen Zwanzigern“ entwickelte sich Bad Saarow zu einem mondänen Kurort, der Künstler und zahlreiche Prominente anzog. Die Atmosphäre war geprägt von Eleganz und einem Hauch von Exklusivität. Es war eine Zeit des Aufbruchs und der kulturellen Blüte, die das Image des Ortes nachhaltig formte.

Berühmte Persönlichkeiten und ihre Spuren

Die Anziehungskraft Bad Saarows auf bekannte Persönlichkeiten ist ein faszinierender Teil seiner Geschichte. Der Bildhauer Josef Thorak, der seit 1920 hier lebte und anfangs mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfte, soll seine Schulden bei der Gemeinde durch die Gestaltung eines Kriegerdenkmals beglichen haben. Ab den 1930er Jahren stand ihm sein Nachbar, der populäre Boxer Max Schmeling, Modell. Thorak verewigte ihn in der Bronzestatue „Faustkämpfer“. Die Vorliebe der Nationalsozialisten für muskulöse Darstellungen verhalf Thorak später zu Wohlstand. Max Schmeling selbst sorgte für Aufsehen, als er am 6. Juli 1933 die Schauspielerin Anny Ondra unter großem Medienrummel in der Dorfkirche von Bad Saarow heiratete.

Auch andere Größen aus Kunst und Kultur fanden hier Inspiration oder einen Rückzugsort. Der weltberühmte Pianist Xaver Scharwenka lebte in Saarow und verstarb hier im Jahr 1924. Der Regisseur Ernst Lubitsch besaß ein Wochenendhaus, bevor er seine Karriere in Hollywood fortsetzte. UFA-Star Gustav Fröhlich, dem nachgesagt wurde, Goebbels geohrfeigt zu haben, suchte hier Zuflucht. Der russische Schriftsteller Maxim Gorki verbrachte 1922/23 einen Kurzurlaub am Scharmützelsee. Ein tragisches Kapitel stellt die Ermordung des Schauspielerehepaars Harry Liedtke und Christa Tordy durch Soldaten der Roten Armee im Jahr 1945 dar.

Bad Saarow im Wandel der Zeiten und heute

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Zeit des Sozialismus, blieb Bad Saarow ein beliebter Ort. Der Kulturminister und Dichter Johannes R. Becher fand hier sein „Traumgehäuse“, wie er schwärmte, und genoss die erholsame Umgebung. Heute präsentiert sich Bad Saarow vielleicht etwas nüchterner und stärker auf medizinische Anwendungen sowie Wellness mit einer großen Therme ausgerichtet. Dennoch hat der Ort seine idyllische Ausstrahlung und lauschige Eleganz bewahrt. Die Spuren seiner bewegten Vergangenheit, von der visionären Landhausplanung über die glanzvollen Zwanzigerjahre bis hin zu den prominenten Bewohnern, machen das heutige Bad Saarow entdecken zu einer vielschichtigen Erfahrung. Es ist ein Ort, der Erholung und kulturelle Entdeckungen auf einzigartige Weise verbindet.

Entwicklung und Charakter von Bad Saarow

Warum wurde Bad Saarow früher „Meckerndorf“ genannt? Der Spitzname „Meckerndorf“ entstand, weil die ersten Bewohner der ab 1905 errichteten Landhauskolonie als sehr selbstbewusst galten. Es gab häufig Wünsche und auch Konflikte bezüglich der Gestaltung und des Zusammenlebens in der neuen Siedlung, was zu diesem eher humorvollen Beinamen führte.

Welche Rolle spielte der Architekt Ludwig Lesser für Bad Saarow? Ludwig Lesser war ein Gartenarchitekt, der maßgeblich für die Gestaltung der Landhauskolonie am Nordufer des Scharmützelsees verantwortlich war. Er entwarf eine märkische Landschaft mit Wegen, Plätzen und parkartigen Freiflächen, in die die Villen gebaut wurden, und trug so zum einzigartigen Charakter von Bad Saarow bei.

Wann wurde Saarow offiziell zum „Bad“ und was bedeutete das? Saarow wurde im Jahr 1923 offiziell zum „Bad“ geadelt. Diese Anerkennung markierte einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des Ortes zu einem mondänen Kurort, besonders in den darauffolgenden „Goldenen Zwanzigern“.

Prominente und Kunst in Bad Saarow

Welche bekannten Künstler und Prominenten hatten eine Verbindung zu Bad Saarow? Bad Saarow zog viele berühmte Persönlichkeiten an, darunter den Bildhauer Josef Thorak, den Boxer Max Schmeling, den Pianisten Xaver Scharwenka, den Regisseur Ernst Lubitsch, den UFA-Star Gustav Fröhlich, den Schriftsteller Maxim Gorki und später den Dichter und Kulturminister Johannes R. Becher.

Was ist die Geschichte hinter der Statue „Faustkämpfer“ in Bad Saarow? Die Bronzestatue „Faustkämpfer“ wurde vom Bildhauer Josef Thorak geschaffen. Modell für diese Skulptur stand ihm sein Nachbar, der berühmte Boxer Max Schmeling. Thorak, der zeitweise in Geldnöten war, wurde später durch seine muskelbetonten Werke im Nationalsozialismus bekannt.

Was symbolisiert die Brunnenskulptur „Lebensfreude“ am Bahnhof von Bad Saarow? Die Brunnenskulptur „Lebensfreude“ von Hans Eickworth auf dem Bahnhofsvorplatz zeigt schlanke, junge, unbekleidete Menschen, die gemeinsam eine Schale emporhalten, aus der Wasser über sie strömt. Sie soll die ankommenden Reisenden auf die positive und lebensbejahende Atmosphäre des Kurortes einstimmen.

Bad Saarow im Wandel

Wie hat sich Bad Saarow seit den „Goldenen Zwanzigern“ verändert? Nach den mondänen „Goldenen Zwanzigern“ und der Anziehungskraft auf Prominente blieb Bad Saarow auch im Sozialismus beliebt, wie die Anwesenheit von Johannes R. Becher zeigt. Heute ist der Ort stärker auf Wellness und medizinische Anwendungen ausgerichtet, mit einer großen Therme, hat sich aber seine idyllische und elegante Atmosphäre bewahrt.