Sagron Mis entdecken: Ein Tal voller Tradition und Naturerbe

Sagron Mis, eingebettet zwischen den imposanten Gipfeln der Cimonega- und Palagruppe, ist ein ländlicher Transitort, der den Weg von Agordino ins Primör weist. Gemeinsam mit dem benachbarten Gosaldo prägt es eine Landschaft, die von einer tiefen Verbindung zur Natur und bäuerlichen Traditionen zeugt. Am südlichen Ufer des Mis, wo das Gelände steil zum Fluss hin abfällt, finden sich kleine, oft verlassene Siedlungen mit alten Bauernhäusern, die von einer vergangenen Zeit erzählen.

Ein ganz besonderer Schatz dieser Region und ein identitätsstiftendes Merkmal des Hochtals von Mis sind die uralten Birnbäume. Fast jeder Garten hier beherbergt solch einen Baum, Zeuge einer langen landwirtschaftlichen Geschichte. Diese Tradition drohte in Vergessenheit zu geraten, bis Maurizio, Umwelttechniker im Naturpark und Gründer des Laboratorio Sagròn Mis, die Initiative ergriff. Mit Leidenschaft hat er das traditionsreiche Birnenfest, die »Sagra delle Pere«, wiederbelebt. Dieses Fest, das traditionell am 8. September gefeiert wird und dessen schriftliche Zeugnisse bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen, hatte über die Jahre nicht nur seinen ursprünglichen Geist, sondern auch seine Hauptdarstellerin – die Birne – verloren.

Die Renaissance der Birne in Sagron Mis

Dank eines Projekts, das der Park im Jahr 2011 ins Leben rief, werden die traditionellen Birnensorten der Region systematisch bewahrt. Maurizio spürt die ältesten Exemplare mit detektivischem Gespür im Frühling auf, wenn ihre weißen Blüten sie weithin sichtbar machen. Ob es sich um monumentale, über 20 Meter hohe Bäume handelt oder um unscheinbarere Exemplare – das kräftige Laubwerk in den Weilern unterhalb von Gosaldo und Mis zeugt vom beeindruckenden Sortenreichtum. Hier, wo die Böden steiler sind, stellten Birnen einst eine wichtige Nahrungsreserve dar. Du findest hier früh- und spätreifende Sorten, manche unscheinbar, andere wunderschön. Darunter sind herrlich süße Birnen wie die »žucherin« oder harte Kochbirnen wie die »regina«, die den ganzen Winter über am Baum verbleibt und in der Küche sehr geschätzt wird. Entlang nicht mehr genutzter Wege erzählen diese Bäume, wie die seltene Sorte »mažuch« im Weiler Bezzoi oder der »botìro«-Birnbaum von Cesare in Titèle, der das Einparken auf dem Dorfplatz zu einer kleinen Herausforderung macht, bewegende Geschichten von der Arbeit und der tiefen Verbundenheit der Menschen mit ihrem Land. Diese von Menschenhand geschaffene Landschaft birgt viele vergessene Erzählungen.

Spuren einer anderen Zeit im Mis-Tal

Das Mis-Tal birgt jedoch nicht nur landwirtschaftliche Schätze. Nicht weit von Sagron Mis entfernt, zeugen die Ruinen des Bergwerks von Vallalta von einem ganz anderen Kapitel der regionalen Geschichte: dem Quecksilberrausch des 19. Jahrhunderts. Obwohl es kein Gold war, brachte das Quecksilber 150 Familien ein Auskommen und ließ ein ganzes Dorf entstehen, inklusive einer Osteria namens »Alla California«. Die Abbaugeschichte reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, Spuren deuten sogar auf Aktivitäten im 15. und 16. Jahrhundert hin. Heute sind nur noch Ruinen der Schmelzöfen und Destillationsanlagen zwischen Bäumen verborgen, und der Boden ist vom Zinnober rot gefärbt. Dieses »Machu Picchu eines Industriezeitalters«, wie es genannt wird, ist über einen Pfad erreichbar, der von den Naturparks Paneveggio und Belluneser Dolomiten instand gehalten wird. Wenn du also Sagron Mis entdeckst, erlebst du nicht nur die lebendige Birnentradition, sondern auch die Nähe zu einem faszinierenden industriellen Erbe, das die Vielschichtigkeit des Mis-Tals unterstreicht.

Wissenswertes rund um Sagron Mis

Was ist das Besondere an Sagron Mis? Sagron Mis zeichnet sich besonders durch seine tief verwurzelte Tradition des Birnenanbaus aus. Uralte, oft seltene Birnensorten prägen die Landschaft und die Identität des Hochtals von Mis. Die Wiederbelebung des Birnenfests »Sagra delle Pere« und die Arbeit des Laboratorio Sagròn Mis zum Erhalt dieser Sorten sind einzigartig.

Was ist die Sagra delle Pere? Die »Sagra delle Pere« ist ein traditionelles Birnenfest in Sagron Mis, das historisch am 8. September gefeiert wurde und dessen Ursprünge bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Nach einer Zeit des Niedergangs wurde es durch lokale Initiativen wiederbelebt und feiert heute erneut die Vielfalt und Bedeutung der regionalen Birnensorten.

Welche alten Birnensorten gibt es in Sagron Mis und Umgebung? Im Gebiet um Sagron Mis gibt es eine bemerkenswerte Vielfalt an traditionellen Birnensorten. Dazu gehören sehr süße Sorten wie die »žucherin«, harte Kochbirnen wie die »regina«, die den ganzen Winter am Baum bleibt, sowie seltene lokale Varietäten wie die »mažuch« im Weiler Bezzoi oder die »botìro«-Birne.

Wer ist Maurizio vom Laboratorio Sagròn Mis? Maurizio ist Umwelttechniker im Naturpark und der Gründer des Laboratorio Sagròn Mis. Er hat maßgeblich zur Wiederbelebung der »Sagra delle Pere« beigetragen und setzt sich mit großer Leidenschaft für die Erforschung und den Erhalt der alten, traditionellen Birnensorten im Mis-Tal ein.

Was kann man in der Umgebung von Sagron Mis unternehmen? Neben der Erkundung der von alten Birnbäumen geprägten Landschaft rund um Sagron Mis und dem Besuch des Birnenfests (saisonal) bietet die weitere Umgebung des Mis-Tals interessante Einblicke. So zeugen beispielsweise die Ruinen des ehemaligen Quecksilberbergwerks von Vallalta von der industriellen Vergangenheit der Region und sind über einen Wanderweg erreichbar.

Gibt es Hinweise auf frühe Besiedlung oder Aktivitäten im Mis-Tal? Ja, im Zusammenhang mit dem Bergwerk von Vallalta im Mis-Tal weisen Spuren von Kupferverhüttung aus dem 16. Jahrhundert sowie Funde von Geschirr und einer Münze aus dem späten 15. Jahrhundert darauf hin, dass die erste Bergwerkstätigkeit und somit menschliche Präsenz sehr viel älter ist als die erste schriftliche Abbaukonzession von 1740.