Delve Sehenswürdigkeiten: Historischer Turm & Eider-Idyll

Willkommen in Delve, einem Ort in Dithmarschen, der auf den ersten Blick beschaulich wirkt, aber eine Geschichte birgt, die weit über seine Grenzen hinaus für Aufsehen sorgte. Wenn du Delve entdecken möchtest, findest du hier eine faszinierende Mischung aus überraschender Historie und idyllischer Flusslandschaft entlang der Eider.

Ein Turm schreibt Geschichte – Der älteste Glockenturm des Festlandes

Im Herzen von Delve steht ein Bauwerk, das seine wahre Bedeutung erst vor wenigen Jahren offenbarte. Der frei stehende Glockenturm neben der St.-Marien-Kirche galt lange Zeit als Bauwerk aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Doch im Jahr 2018, als eine Sanierung anstand, brachte die Untersuchung des verbauten Holzes eine Sensation ans Licht: Die Jahresringe verrieten ein Alter, das alle Erwartungen übertraf. Das Holz wurde um 1350 geschlagen, was den Turm rund 200 Jahre älter macht als bisher angenommen. Damit trägt er nun den Titel des ältesten bekannten frei stehenden Glockenturms auf dem europäischen Festland.

Diese Entdeckung wirft spannende Fragen auf. Untersuchungen ergaben, dass das verwendete Holz nicht aus der unmittelbaren Umgebung stammt. Mögliche Herkunftsorte sind das Baltikum oder die Hansestadt Hamburg, mit der im 14. Jahrhundert über die nahegelegene Eider reger Handel betrieben wurde. Ein weiteres unübersehbares Merkmal ist die deutliche Schieflage des Turms. Über die Jahrhunderte sackte das Bauwerk um etwa 80 Zentimeter ab. Grund dafür sind unzählige Beerdigungen, die über lange Zeit rund um die benachbarte Kirche stattfanden und den Boden immer wieder auflockerten. Das feuchte Klima an der Westküste tat sein Übriges und weichte den Untergrund auf. Obwohl der Turm inzwischen saniert wurde, wird er seine Neigung behalten – ein sichtbares Zeichen seiner langen und bewegten Vergangenheit. Betreten kannst du ihn leider nicht, da das Holz einst mit Mitteln behandelt wurde, die heutigen Umweltauflagen nicht entsprechen. Doch seine Glocken erfüllen weiterhin ihre Aufgabe und läuten jeden Sonntag die Gläubigen zur St.-Marien-Kirche, die selbst aus dem 12. Jahrhundert stammt.

Über die Eider – Tradition und Naturerlebnis mit der Bargener Fähre

Nur einen Steinwurf entfernt, verbindet die Eider Delve mit dem gegenüberliegenden Ufer. Hier lebt eine alte Tradition wieder auf: die Bargener Fähre. Zwischen Mai und September kannst du an Wochenenden von 10 bis 19 Uhr Zeuge werden, wie mit einer großen Bronze-Glocke geläutet und der Ruf »Fährmann hol över« über das Wasser schallt. Diese Fährverbindung zwischen Delve-Schwienhusen und Erfde-Bargen wurde bereits 1554 urkundlich erwähnt und war lange Zeit ein wichtiger Knotenpunkt für Handel und soziale Kontakte über den Fluss hinweg.

Nachdem der Fährbetrieb 1961 eingestellt wurde, erlebte er 2001 dank einer lokalen Initiative eine Renaissance. Eine neue, neun Meter lange Fähre wurde gebaut – barrierefrei, aber ohne die Möglichkeit, motorisierte Fahrzeuge zu transportieren. Heute bietet die Überfahrt eine entschleunigte Reise durch eine der schönsten Flusslandschaften Schleswig-Holsteins. Für nur einen Euro (Kinder 50 Cent, Fahrräder gratis) kannst du die Eider überqueren und die Ruhe genießen. Es ist ein Erlebnis, das weniger kommerziellen Zwecken dient, sondern vielmehr die Verbindung zur Geschichte und Natur pflegt. Besonders in den Morgenstunden ist die Fahrt, umgeben von den Geräuschen der Wasservögel, ein besonderer Genuss. Darüber hinaus werden spezielle Naturerlebnis- und Dämmerungsfahrten angeboten, teils mit Verpflegung, und die Fähre kann sogar für Trauungen gemietet werden. Direkt am Anleger lädt zudem eine Badestelle zu einer Erfrischung in der Eider ein.

Delve mag klein sein, doch die Kombination aus dem historisch bedeutsamen Glockenturm und der lebendigen Fährtradition auf der Eider macht den Ort zu einem besonderen Ziel. Hier kannst du unerwartete Geschichte hautnah erleben und gleichzeitig die idyllische Natur am Fluss genießen – eine der reizvollen Delve Sehenswürdigkeiten.

Fragen zum Glockenturm in Delve

Was macht den Glockenturm in Delve so besonders? Seine Datierung auf etwa 1350 macht ihn zum ältesten bekannten frei stehenden Glockenturm auf dem europäischen Festland. Diese erstaunliche Tatsache wurde erst 2018 bei Untersuchungen für eine Sanierung entdeckt.

Warum ist der Delver Glockenturm schief? Die Schieflage von rund 80 Zentimetern entstand über Jahrhunderte durch Bodenabsenkungen. Diese wurden durch zahlreiche Beerdigungen im Umfeld der Kirche und das Aufweichen des Bodens durch Regen verursacht.

Kann man den Glockenturm in Delve von innen besichtigen? Nein, der Turm ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Grund dafür ist die frühere Behandlung des Holzes mit Imprägniermitteln, die heutigen Umweltstandards nicht mehr genügen. Die Glocken läuten aber weiterhin sonntags.

Woher stammt das Holz des alten Glockenturms? Die genaue Herkunft des Holzes ist nicht abschließend geklärt. Es stammt nicht aus der direkten Umgebung von Delve; als mögliche Quellen werden das Baltikum oder Hamburg vermutet, mit denen im 14. Jahrhundert Handelsbeziehungen über die Eider bestanden.

Fragen zur Bargener Fähre

Wann kann man mit der Bargener Fähre bei Delve fahren? Die Fähre ist saisonal von Mai bis September in Betrieb. Sie verkehrt an den Wochenenden (Samstag und Sonntag) jeweils von 10 Uhr bis 19 Uhr zwischen Delve-Schwienhusen und Erfde-Bargen.

Was kostet eine Fahrt mit der Bargener Fähre? Die Überfahrt ist sehr günstig: Erwachsene zahlen einen Euro, Kinder 50 Cent. Die Mitnahme von Fahrrädern ist kostenlos, was den traditionellen und nicht-kommerziellen Charakter unterstreicht.

Welche besonderen Fahrten bietet die Bargener Fähre an? Neben den regulären Pendelfahrten gibt es auch spezielle Angebote wie Naturerlebnisfahrten und Dämmerungsfahrten, die oft mit Verpflegung und Unterhaltung verbunden sind. Es ist sogar möglich, die Fähre für private Anlässe wie Trauungen anzumieten.