Giesen Sehenswürdigkeiten: Zwischen Kaliberg und Bronzezeit

Giesen: Kontraste zwischen Industrieerbe und Bronzezeitspuren

Willkommen in Giesen, einem Ort im nördlichen Hildesheimer Land, der auf den ersten Blick vielleicht unscheinbar wirkt, bei genauerem Hinsehen aber faszinierende Kontraste und ungewöhnliche Geschichten offenbart. Wenn du Giesen entdecken möchtest, findest du hier keine klassische Altstadtromantik, sondern markante Landmarken und tiefe Einblicke in vergangene Epochen, eingebettet in die Landschaft, wo das Bergland in die norddeutsche Tiefebene übergeht.

Der weiße Riese: Der Kalimandscharo von Giesen

Unübersehbar prägt eine schneeweiße Erhebung die Silhouette der Region: die Abraumhalde Wetterberg. Im Volksmund liebevoll-ironisch „Kalimandscharo“ oder „Monte Kali“ genannt, ragt dieser künstliche Berg aus Kalisalz-Rückständen rund 70 Meter in die Höhe. Er ist einer von nur neun seiner Art in Deutschland und weithin sichtbar. Doch die imposante Erscheinung täuscht. Der Berg ist für Freizeitaktivitäten wie Rodeln, Skifahren oder Wandern ungeeignet und steht als stummes, von vielen als hässlich empfundenes Monument des Kalibergbaus in der Landschaft.

Die Präsenz des Monte Kali ist jedoch nicht nur eine Frage der Ästhetik. Von der Halde geht eine erhebliche Umweltbelastung aus. Regen wäscht das Salz und beigemischte Schwermetalle aus dem Abraum, was Böden, Grundwasser und nahegelegene Gewässer belastet. Die Diskussionen um die Halde werden durch Pläne der K+S AG zur Wiedereröffnung des Bergwerks und der möglichen Aufschüttung einer zweiten Halde weiter angeheizt, was die Sorgen der Anwohner um ihre Umwelt verstärkt. Interessanterweise hat der ungeliebte Berg für die Einheimischen doch einen praktischen Nutzen: Er dient als riesige Wetterstation. Strahlt er in hellem Weiß, kündigt sich sonniges Wetter an, hüllt er sich in Grau, ist Regen im Anzug. Wer das Morbide sucht, dem sei ein Abstecher zur Schachtstraße empfohlen, die bis zu einem Spielplatz führt und eine besondere Atmosphäre ausstrahlt.

Spuren der Vergangenheit: Die Hügelgräber im Giesener Wald

Einen völligen Kontrast zum industriellen Erbe bildet der Giesener Wald. Hier tauchst du tief in die Geschichte ein, genauer gesagt in die mittlere Bronzezeit. Zwischen 1600 und 1200 v. Chr. bestatteten die hier siedelnden Menschen ihre Verstorbenen in sogenannten Baumsärgen. Dafür höhlten sie längs gespaltene Baumstämme aus und betteten die Toten hinein. Über den Gräbern errichteten sie Erdhügel, die oft mit einem Steinkranz oder Graben umgeben waren, um den Totenbezirk zu markieren.

Heute sind im Giesener Wald noch 43 dieser Hügelgräber erstaunlich gut erhalten. Sie zeugen von einer frühen Besiedlung der Gegend und laden zur stillen Reflexion ein. Wenn du zwischen den Grabhügeln stehst, kannst du dir vorstellen, wie das Leben vor über 3.500 Jahren ausgesehen haben mag – ein Leben mit einer durchschnittlichen Erwartung von 40 bis 50 Jahren, in dem ein gebrochenes Bein oder eine Zahnentzündung tödlich sein konnten, aber auch, wie Forscher vermuten, weniger Infektionskrankheiten grassierten als später. Der Wald bietet einen friedlichen Ort, um über die Vergänglichkeit und die lange Geschichte menschlicher Präsenz in dieser Region nachzudenken.

Giesen und seine Umgebung

Giesen liegt strategisch günstig in der Nähe von Hildesheim und bildet einen Übergangspunkt in der Landschaft. Während der Ort selbst von den genannten Kontrasten geprägt ist, bietet die Umgebung weitere Naturerlebnisse, wie etwa den Haseder Busch, einen bemerkenswerten Auenwald entlang der Innerste, der besonders im Frühling mit seiner Blütenpracht beeindruckt (auch wenn er streng genommen nicht direkt zu Giesen gehört). Die Erkundung von Giesen offenbart also mehr als erwartet: eine Mischung aus industrieller Gegenwart, ökologischen Herausforderungen und tiefen historischen Wurzeln. Die besonderen Giesen Sehenswürdigkeiten erzählen Geschichten, die anderswo selten zu finden sind.

Häufig gestellte Fragen zu Giesen

Der Kalimandscharo (Monte Kali)

Was ist der Kalimandscharo bei Giesen? Der Kalimandscharo, auch Monte Kali oder offiziell Abraumhalde Wetterberg genannt, ist eine etwa 70 Meter hohe, weithin sichtbare Halde aus Rückständen des Kalibergbaus bei Giesen. Er gilt als markantes, aber auch umstrittenes Wahrzeichen der Region.

Kann man den Kaliberg Giesen besteigen oder nutzen? Nein, der Kaliberg bei Giesen ist für Freizeitaktivitäten wie Wandern, Rodeln oder Skifahren nicht geeignet oder zugänglich. Er steht ungenutzt in der Landschaft.

Ist der Kalimandscharo Giesen gefährlich für die Umwelt? Ja, von der Abraumhalde Wetterberg geht eine Umweltgefahr aus. Bei Regen werden Kalisalz und Schwermetalle ausgewaschen, die Böden, Grundwasser und Oberflächengewässer in der Umgebung belasten können.

Geschichte und Natur

Was gibt es im Giesener Wald zu entdecken? Im Giesener Wald findest du eine bedeutende Ansammlung von 43 gut erhaltenen Hügelgräbern aus der mittleren Bronzezeit (ca. 1600-1200 v. Chr.). Diese historischen Stätten bieten Einblicke in frühe Bestattungsrituale und Siedlungsgeschichte.

Aus welcher Zeit stammen die Hügelgräber im Giesener Wald? Die Hügelgräber im Giesener Wald wurden in der mittleren Bronzezeit angelegt, etwa im Zeitraum von 1600 bis 1200 vor Christus.

Wie wurden Menschen damals bei Giesen bestattet? Die Menschen der Bronzezeit bestatteten ihre Toten in dieser Gegend oft in sogenannten Baumsärgen. Das waren ausgehöhlte, längs gespaltene Baumstämme, die dann unter Erdhügeln begraben wurden.

Welche besonderen Naturerlebnisse gibt es rund um Giesen? Giesen liegt am Übergang vom Bergland zur Tiefebene. Neben dem Giesener Wald mit seinen historischen Gräbern befindet sich in der Nähe der Haseder Busch, ein Naturschutzgebiet und bedeutender Auenwald mit einer reichen Vielfalt an Frühjahrsblühern entlang der Innerste.