Schwerin entdecken: Mehr als Schloss und Seen

Schwerin, malerisch eingebettet in eine Landschaft aus Seen und Wäldern, ist eine Stadt, die auf den ersten Blick verzaubert. Doch hinter der bekannten Kulisse des Märchenschlosses verbirgt sich eine Fülle an Geschichten, technischen Wundern und unerwarteten Details, die darauf warten, von dir entdeckt zu werden. Komm mit auf eine Reise durch eine Stadt, die weit mehr zu bieten hat als nur Postkartenmotive und die du am besten ganz individuell erkundest, wenn du dich aufmachst, Schwerin entdecken zu wollen.

Das Herz der Stadt: Schloss und seine Geheimnisse

Das Schweriner Schloss, oft als Neuschwanstein des Nordens bezeichnet, ist zweifellos das Wahrzeichen der Stadt. Seine heutige Form verdankt es maßgeblich dem Umbau durch Hofbaumeister Georg Adolph Demmler Mitte des 19. Jahrhunderts, inspiriert vom französischen Renaissanceschloss Chambord. Doch das Schloss ist mehr als nur prunkvolle Fassade. Im Inneren tagt heute der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern im ehemaligen Goldenen Saal, der nach einem verheerenden Brand 1913 und langer Zeit als Kongress- und Konzertsaal seit 2017 wieder in neuem Glanz erstrahlt – wenn auch modern interpretiert. Im Thronsaal kannst du staunen über kunstvolle Schabracken aus einem ungewöhnlichen Material: vergoldetem Papiermaché, gefertigt aus alten Akten und Zeitungen, das damals als hochwertiger Baustoff galt. Tief im Kellergewölbe verbirgt sich ein technisches Relikt: ein gusseiserner Umsturzofen, Teil von Demmlers innovativem Heizungskonzept. Und natürlich wacht hier das Petermännchen, der gutmütige Schlossgeist, der der Legende nach die Guten beschützt und die Bösen vertreibt. Halte die Augen offen, vielleicht begegnet er dir in der künstlichen Grotte im Burggarten, wo heute Fledermäuse überwintern und der Geist angeblich Treuetests durchführt.

Steinerne Zeugen der Geschichte

Nicht nur das Schloss, auch der Schweriner Dom erzählt von bewegten Zeiten. Seine Existenz verdankt er einer kostbaren Reliquie, einem Blutstropfen Christi, der im Mittelalter Pilger anzog und den Bau finanzierte. Achte auf die Fenster an der Südwand: Ihre ungewöhnliche Form mit einem Dreieck statt eines Rundbogens wird mal als Pfusch, mal als Unvermögen, mal als „Rache der Stralsunder“ interpretiert, die nach einem Streit zur Fertigstellung des Dachs verpflichtet wurden. Auch die Schelfkirche birgt ein technisches Juwel: die älteste öffentliche Uhr Schwerins von 1863, deren riesiges Uhrwerk einst täglich per Hand aufgezogen werden musste. Heute sorgt ein elektrischer Antrieb für die Zeitmessung, doch die Herausforderungen der Physik bleiben: Temperaturschwankungen beeinflussen das Pendel und erfordern regelmäßige Korrekturen. Selbst bei der Kollekte geht die Kirche mit der Zeit und bietet neben dem Opferstock aus dem 19. Jahrhundert einen modernen Kartenleser für Spenden an. Spuren der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind rar, doch die historische Mauer am heutigen Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege könnte ein Überrest sein, auch wenn Experten eher an eine spätere Stützmauer denken.

Technik, Kunst und Bildung im Wandel

Schwerin überrascht mit einer Vielfalt an technischen Denkmälern und kulturellen Orten. Im Mecklenburgischen Staatstheater sorgt noch heute eine historische Donnermaschine aus dem 19. Jahrhundert für akustische Spezialeffekte – ein fast vergessenes Relikt, das dank engagierter Theaterfreunde restauriert wurde. Das Mecklenburger Eisenbahn- und Technikmuseum beherbergt nicht nur die letzte erhaltene Dampflok der Baureihe 89 008, sondern auch funktionsfähige Stellwerktechnik, die sogar von der Deutschen Bahn zur Ausbildung genutzt wird. Ein weiteres technisches Denkmal ist der Wasserturm in Neumühle von 1889, der immer noch den Druckausgleich im Trinkwassernetz sicherstellt. Das dazugehörige Wasserwerk, einst für sauberes Trinkwasser zuständig, ist heute ein pulsierendes Kunst-Wasser-Werk mit Ateliers und Veranstaltungsräumen. Bildung hat ebenfalls Tradition: Die Volkshochschule verdankt ihre Gründung 1946 einem Befehl der Sowjetischen Militäradministration und dem Engagement des Schriftstellers Ehm Welk.

Kuriose Ecken und Spuren der Zeit

Abseits der großen Schwerin Sehenswürdigkeiten gibt es viel Ungewöhnliches zu entdecken. Im Schweriner Zoo kannst du in der Forscherhütte im Stil Alexander von Humboldts übernachten. In der Goethestraße erinnert der Elefantensaal eines Hotels an den Zigarrenfabrikanten Hohmann und sein Markenzeichen. Das schmalste Haus der Stadt in der Friedrichstraße beherbergt ein Zigarrengeschäft und ziert seine Fassade mit rauchenden Figuren. Am Pfaffenteich wacht Nandolino, der Glücksdrache des Drachenbootfestivals, über das Wasser. Auf dem Marktplatz provoziert Peter Lenks Denkmal für Heinrich den Löwen mit seiner satirischen Darstellung der Bardowicker Gesäßhuldigung. Ein Mahnmal ganz anderer Art sind die erhaltenen Bombenlöcher an einem Haus in der Wallstraße, die an den US-Fliegerangriff 1945 erinnern. Und auf dem Großen Dreesch steht unbeirrt das letzte Lenin-Denkmal Deutschlands, ein kontroverser Zeuge der DDR-Vergangenheit, ebenso wie die ehemalige Festhalle am Sachsenberg, einst für NS-Propaganda gebaut, später Teil eines wichtigen DDR-Betriebs. Selbst die Geschichte der Luftfahrt ist mit Schwerin verbunden: Anthony Fokker baute hier Anfang des 20. Jahrhunderts seine berühmten Flugzeuge. Wenn du also aufbrichst, um Schwerin zu entdecken, halte die Augen offen für diese und viele weitere Geschichten, die die Stadt zu erzählen hat.

Schweriner Schloss und Petermännchen

Was ist das Besondere am Schweriner Schloss? Das Schweriner Schloss beeindruckt durch seine malerische Lage auf einer Insel im Schweriner See und seine an französische Renaissanceschlösser erinnernde Architektur. Es beherbergt heute den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und birgt einzigartige Details wie Schabracken aus Papiermaché im Thronsaal und einen historischen Umsturzofen im Keller. Zudem ist es untrennbar mit der Legende des Schlossgeistes Petermännchen verbunden.

Was hat es mit dem Petermännchen auf sich? Das Petermännchen ist der Legende nach ein gutmütiger Schlossgeist, der seit Jahrhunderten im Schweriner Schloss leben soll. Er wird als kleiner Mann mit Laterne, Schlüsselbund und Schwert beschrieben, der die Guten beschützt, Diebe und Eindringlinge bestraft und schlafende Wachen geweckt haben soll. Seine genaue Herkunft ist unklar, aber die Geschichten über ihn sind fester Bestandteil der Schweriner Folklore.

Museen und Kultur

Welche Museen lohnen sich in Schwerin? Schwerin bietet eine interessante Museumslandschaft. Das Mecklenburger Eisenbahn- und Technikmuseum begeistert mit historischen Loks und funktionsfähiger Stellwerktechnik. Im Freilichtmuseum Mues kannst du in die ländliche Vergangenheit Mecklenburgs eintauchen. Das Feuerwehrmuseum zeigt Technik aus drei Jahrhunderten, und das Kunst-Wasser-Werk Neumühle verbindet Industriegeschichte mit zeitgenössischer Kunst in einem ehemaligen Wasserwerk.

Gibt es in Schwerin ungewöhnliche technische Denkmäler? Ja, Schwerin besitzt einige bemerkenswerte technische Denkmäler. Dazu zählen die historische Donnermaschine im Staatstheater, der noch betriebene Wasserturm von 1889 in Neumühle, der seltene Umsturzofen im Schlosskeller und die funktionsfähige Stellwerktechnik im Eisenbahnmuseum. Auch die älteste öffentliche Uhr in der Schelfkirche ist ein technisches Highlight.

Aktivitäten und Geschichte

Kann man auf dem Schweriner See etwas unternehmen? Der Schweriner See lädt zu Aktivitäten auf dem Wasser ein. Die Weiße Flotte bietet seit 1852 Fahrgastschifffahrten an, bei denen du die Stadt und die umliegende Landschaft vom Wasser aus erleben kannst. Es gibt verschiedene Anlegestellen, und die Flotte umfasst auch historische Schiffe. Die Uferbereiche, wie etwa in Zippendorf mit seinem (wenn auch leerstehenden) Kurhaus, bieten zudem Möglichkeiten für Spaziergänge.

Wo findet man Spuren der DDR-Geschichte in Schwerin? Spuren der DDR-Zeit sind in Schwerin sichtbar. Das markanteste Beispiel ist das Lenin-Denkmal auf dem Großen Dreesch, das als einziges seiner Art in einer deutschen Stadt erhalten blieb. Auch das Eisenbahnmuseum zeigt Fahrzeuge aus DDR-Produktion, und die ehemalige Festhalle am Sachsenberg, später Teil des Klemens-Gottwald-Werks, erzählt von Industrie- und Veranstaltungsgeschichte dieser Epoche.

Gibt es besondere Orte für Familien in Schwerin? Für Familien bietet Schwerin einige attraktive Ziele. Der Schweriner Zoo mit seiner Südamerika-Anlage und der buchbaren Forscherhütte ist ein Highlight. Die Geschichten um das Petermännchen im Schloss faszinieren Kinder, ebenso wie der große Holzdrache Nandolino am Pfaffenteich. Auch eine Fahrt mit der Weißen Flotte oder ein Besuch im Eisenbahnmuseum können spannende Familienerlebnisse sein.