Niedergörsdorf: Einzigartige Einblicke in Militärgeschichte und Napoleonische Kriege

Niedergörsdorf, eine Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming, birgt faszinierende Zeugnisse bewegter europäischer Geschichte. Abseits ausgetretener Pfade kannst du hier an authentischen Orten in vergangene Epochen eintauchen, die von kaiserlichen Militäranlagen über die Wirren der Napoleonischen Kriege bis hin zur jüngeren Vergangenheit des Kalten Krieges reichen. Wenn du dich für Orte mit einer ungewöhnlichen Aura und tiefgründigen Erzählungen interessierst, bietet Niedergörsdorf spannende Entdeckungen.

Vom Flugplatz Altes Lager zum Museums-Shelter Baer

Ein bemerkenswerter Ortsteil ist Altes Lager, dessen Gelände bereits seit Kaisers Zeiten Teil eines ausgedehnten Militärkomplexes um das nahe Jüterbog war. Nach der Wehrmacht und der Roten Armee hinterließen die 1992 abgezogenen sowjetischen Truppen einen verlassenen Militärstandort mit zahlreichen Schutzbauten. Während viele dieser Anlagen dem 1996 eingerichteten Industriegebiet weichen mussten, erfuhr eine der charakteristischen Bogendeckungen – im Westen als Shelter, im Osten als Bogendeckung bezeichnet – eine außergewöhnliche Transformation. Die Bogendeckung »Baer« wurde mit viel Engagement zum Museums-Shelter um- und ausgebaut und ist heute eine der zentralen Niedergörsdorf Sehenswürdigkeiten.

Im Inneren dieses halbtonnenförmigen, betonierten Bunkers, der einst sowjetische Flugzeuge schützte, erwartet dich eine Sammlung von Militaria aus verschiedenen Epochen. Du findest hier Fundstücke aus dem Zweiten Weltkrieg, wie die Dachhaube eines Messerschmidt-Jagdflugzeugs, die einst einem Piloten nur engsten Raum bot und später Hühnern als Schutz diente. Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden jedoch Uniformen, Radaranlagen und andere Hinterlassenschaften aus der sowjetischen Ära. Besonders eindrucksvoll sind die großflächigen, maßstabsgetreuen Modelle des früheren Flugplatzes, die Gebäude, Rollbahnen und Parkflächen detailgetreu nachbilden. Draußen ergänzen ein ehemaliger russischer Hubschrauber vom Typ MI 2 und schweres Räumgerät das Bild. Die treibende Kraft hinter diesem Erhaltungsprojekt war Malermeister Helmut Stark, der die DDR-Geschichte und die Besatzungsgeschichte vor dem Vergessen bewahren wollte. Seine Faszination ging so weit, dass er ein komfortables Haus aufgab und selbst in den benachbarten Shelter »Albrecht« zog, der mit begrüntem Dach und bombensicherer Abdeckung einen weiten Blick in die Landschaft bietet und sogar eine kleine gastronomische Einrichtung mit historischen Baumaterialien beherbergt.

Auf den Spuren Napoleons: Die Schlacht bei Dennewitz

Ein weiteres Kapitel europäischer Geschichte wurde auf dem heutigen Gemeindegebiet von Niedergörsdorf geschrieben. Im Ortsteil Dennewitz fand am 6. September 1813 eine entscheidende Schlacht der Befreiungskriege statt. Nachdem Napoleons erster Versuch, Berlin einzunehmen, am 23. August 1813 in Großbeeren gescheitert war, sollte Marschall Ney die preußische Hauptstadt erobern. Seine Truppen trafen jedoch bei Dennewitz auf preußische Verbände unter General von Tauentzien und General von Bülow.

Die Schlacht begann am Morgen des 6. September, als Tauentziens Truppen, die sich aus Jüterbog zurückziehen wollten, auf das überlegene französische Korps Bertrand stießen. Vier Stunden lang wogten die Kämpfe hin und her, bis gegen 13 Uhr General von Bülow mit seinen Truppen eingriff. Nach weiteren drei Stunden intensiver Gefechte gelang es den Preußen, das von den Franzosen besetzte Dennewitz einzunehmen. Marschall Ney verlor zusehends den Überblick, und seine Truppen zogen sich schließlich nach Torgau zurück. Berlin war gerettet. Dieser Sieg hatte jedoch einen hohen Preis: Rund 10.000 alliierte Soldaten und etwa 24.000 Soldaten auf französischer Seite verloren ihr Leben. Für Napoleon war es eine weitere empfindliche Niederlage vor der Völkerschlacht bei Leipzig. Die Geschichte Niedergörsdorf ist somit untrennbar mit diesen dramatischen Ereignissen verbunden.

Niedergörsdorf lädt dazu ein, diese vielschichtigen historischen Orte individuell zu erkunden und die Geschichten, die sie erzählen, auf sich wirken zu lassen. Es ist ein Ort, der zeigt, wie Geschichte Landschaften und das Leben der Menschen bis heute prägt.

Wissenswertes zum Museums-Shelter Baer

Was ist das Besondere am Museums-Shelter Baer in Niedergörsdorf? Das Museums-Shelter Baer ist eine zum Museum umgebaute ehemalige sowjetische Flugzeug-Bogendeckung auf dem Areal des früheren Flugplatzes Altes Lager. Es zeigt Militaria verschiedener Epochen, mit einem Schwerpunkt auf der sowjetischen Zeit und der DDR-Geschichte, inklusive detailgetreuer Modelle des Flugplatzes.

Welche Ausstellungsstücke findet man im Museums-Shelter Baer? Die Sammlung umfasst Fundstücke aus dem Zweiten Weltkrieg, wie eine Flugzeugkanzel, sowie zahlreiche Uniformen, Radaranlagen und andere militärische Hinterlassenschaften der sowjetischen Truppen. Ein ehemaliger russischer Hubschrauber MI 2 steht zudem auf dem Außengelände.

Wer war Malermeister Stark und was war seine Rolle in Altes Lager? Helmut Stark war die treibende Kraft hinter der Umwandlung der Bogendeckung »Baer« in ein Museum. Sein Ziel war es, die DDR-Geschichte und die Besatzungsgeschichte der Region für die Nachwelt zu erhalten. Er selbst wohnt in einem umgebauten Shelter namens »Albrecht«.

Die Schlacht bei Dennewitz

Welche historische Bedeutung hat Dennewitz für Niedergörsdorf? In Dennewitz, einem Ortsteil von Niedergörsdorf, fand am 6. September 1813 eine entscheidende Schlacht der Napoleonischen Kriege statt. Der Sieg der preußischen und alliierten Truppen über Marschall Neys Armee verhinderte die Einnahme Berlins durch Napoleon.

Was waren die Folgen der Schlacht bei Dennewitz? Die Schlacht forderte auf beiden Seiten hohe Verluste, mit etwa 10.000 gefallenen Alliierten und rund 24.000 auf französischer Seite. Für Napoleon bedeutete sie eine weitere Niederlage im Vorfeld der Völkerschlacht bei Leipzig.

Weitere historische Aspekte

Was geschah auf dem ehemaligen Flugplatz Altes Lager nach 1992? Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen wurde ein Großteil der 42 Schutzräume auf dem ehemaligen Flugplatz Altes Lager abgerissen, um Platz für ein Industriegebiet zu schaffen, das 1996 eingerichtet wurde. Einige wenige Bauten, wie die Bogendeckung »Baer«, blieben erhalten und wurden umgenutzt.

Kann man in Niedergörsdorf Spuren der sowjetischen Militärpräsenz sehen? Ja, neben dem Museums-Shelter »Baer« mit seinen Exponaten und dem MI 2 Hubschrauber sind die erhaltenen Bogendeckungen auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Altes Lager sichtbare Zeugnisse der sowjetischen Militärgeschichte in der Region.