Wendelstein entdecken: Zwischen Kleinkunst-Juwel und verwunschenem Naturerbe

Wendelstein, oft als eine typische Gemeinde im erweiterten Einzugsgebiet einer Großstadt wahrgenommen, birgt bei genauerem Hinsehen faszinierende Kontraste und einzigartige Orte, die es lohnen, genauer betrachtet zu werden. Wenn du Wendelstein entdecken möchtest, erwarten dich sowohl kulturelle Höhepunkte mit internationalem Flair als auch naturbelassene Areale mit einer tiefen historischen Verwurzelung. Dieser Ort zeigt eindrücklich, wie Engagement und die Spuren der Vergangenheit das heutige Gesicht einer Gemeinde prägen können.

Kubanisches Flair und anspruchsvolle Kleinkunst: Das Casa de la Trova

Ein kulturelles Herzstück Wendelsteins ist zweifellos das Casa de la Trova, von Kennern liebevoll auch „Trova“ genannt. Seit seiner Gründung im Jahr 1986 durch die Falken Kulturkooperative Wendelstein hat sich diese Bühne zu einem festen Begriff für anspruchsvolle Unterhaltung entwickelt. Was einst im Hobbyraum eines Einfamilienhauses begann, das Klaus und Christa Schmidt zur Verfügung stellten, ist heute ein etablierter Veranstaltungsort mit rund 70 Plätzen, die sich um 13 Tische gruppieren. Die ursprüngliche Zielsetzung, die Kultur im ländlichen Raum zu fördern und einen Beitrag zur „Wiederbelebung der Sinne“ sowie zum „aufklärenden Diskurs“ zu leisten, wird von den heutigen Leitern, Frank Schmidt und Petra Luff, sowie über 30 Aktiven weiterhin mit Leidenschaft verfolgt.

Das Programm ist vielfältig und reicht von Kabarett, bei dem schon namhafte Künstler wie Martin Buchholz und Urban Priol gastierten, über Weltmusik bis hin zu Poetry-Slams. Der Name „Casa de la Trova“ ist eine Hommage an die kubanischen Kulturhäuser und spiegelt die enge Verbindung der Gründerfamilie Schmidt zu Kuba wider, die durch Reisen und den Austausch mit Musikgruppen gepflegt wurde. Diese Verbundenheit zeigt sich auch im schmucken Bistro-Anbau, wo neben fränkischem Bier und kleinen Speisen wie Tapas und Eintöpfen der klassische Mojito serviert wird. Das familiäre Ambiente und die professionelle Ausstattung machen das „Trova“ zu einem wichtigen Treffpunkt, der weit über die Grenzen Wendelsteins hinaus geschätzt wird und dessen Ruf als „klein, aber fein“ ihm vorauseilt.

Das Wernloch: Von historischem Steinabbau zu verwunschener Naturkulisse

Am nordwestlichen Rand von Wendelstein befindet sich ein Ort von ganz anderem Charakter: das Wernloch. Dieser ehemalige, weitläufige Steinbruch erzählt eine lange Geschichte, die vom frühen Mittelalter bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs reicht. Hier wurde Sandstein abgebaut, der die Architektur der Region maßgeblich prägte. Besonders der durch Eisenoxid rötlich gefärbte Burgsandstein aus dem Wernloch fand Verwendung in prominenten Nürnberger Bauwerken wie der Sebalduskirche, dem Opernhaus und dem Justizpalast. Ebenso wurde der sehr harte grau-gelbliche Sandstein, bekannt als „Wendelsteiner Quarzit“, für Mühlen, Stadtmauern und sogar als Exportgut bis nach Ungarn und in die Türkei genutzt.

Heute hat sich die Natur das Areal eindrucksvoll zurückerobert. Die einstigen Gruben sind mit Wasser gefüllt und beheimaten diverse Amphibien und Fische. Steile Abbruchkanten ziehen Hobbykletterer an, während Moose und das dichte Wurzelwerk von Bäumen die Felsen überziehen. Selbst an hellen Sommertagen herrscht im Wernloch oft eine schattige, fast finstere Atmosphäre, die ihm den Charakter eines „Lost Place“ der märchenhaften Art verleiht. Wer eine ausgeprägte Fantasie besitzt, mag hier im Unterholz geisterhafte Wesen vermuten oder seltsame Geräusche vernehmen. Das verzweigte Wegenetz lockt Mountainbiker an, doch es ist ratsam, auf markierten Routen wie dem Jakobsweg oder dem Dr.-Richard-Sauber-Weg zu bleiben, um sich nicht zu verirren. Das Wernloch ist ein Ort für Entdecker, die das Ungewöhnliche suchen und keine Scheu vor einer leicht unheimlichen Kulisse haben; für zartbesaitete Gemüter ist es hingegen weniger geeignet.

Wendelstein bietet somit eine spannende Palette an Erlebnissen. Die Kombination aus engagierter Kulturarbeit mit internationaler Ausrichtung und einem Naturraum, der Geschichte und eine Prise Mysterium atmet, macht den Reiz dieses Ortes aus. Es ist eine Einladung, Wendelstein zu entdecken und seine besonderen Facetten kennenzulernen.

Wissenswertes rund um das Casa de la Trova

Was macht das Casa de la Trova in Wendelstein so besonders? Das Casa de la Trova zeichnet sich durch seine familiäre Atmosphäre, das kubanisch inspirierte Flair und ein hochwertiges Kleinkunstprogramm aus. Es entstand aus einer privaten Initiative zur Kulturförderung im ländlichen Raum und hat sich als wichtiger Treffpunkt etabliert.

Welche Art von Veranstaltungen gibt es im Casa de la Trova? Im Casa de la Trova erwartet dich ein vielfältiges Programm mit Kabarett, Auftritten von Liedermachern, Weltmusik-Konzerten und Poetry-Slam-Abenden.

Woher hat das Casa de la Trova seinen Namen? Der Name ist inspiriert von den „Casas de la Trova“ in Havanna, Kuba. Dies sind traditionelle Häuser der Gastfreundschaft und Kultur, die oft Musik und Unterhaltung für wenig Geld anbieten und die Verbundenheit der Betreiber mit Kuba widerspiegeln.

Informationen zum Wernloch

Was ist das Wernloch in Wendelstein? Das Wernloch ist ein großer ehemaliger Sandsteinbruch am nordwestlichen Rand von Wendelstein. Nach der Einstellung des Abbaus hat sich die Natur das Gebiet zurückerobert, und es ist heute ein naturbelassenes Areal mit steilen Felskanten und wassergefüllten Gruben.

Welche Gesteinsarten wurden im Wernloch abgebaut? Im Wernloch wurde vor allem der rötlich gefärbte Burgsandstein, der für viele Nürnberger Prachtbauten verwendet wurde, und der sehr harte grau-gelbliche „Wendelsteiner Quarzit“ abgebaut, der sogar exportiert wurde.

Kann man im Wernloch aktiv sein? Ja, das Wernloch zieht Mountainbiker an und bietet Hobbykletterern an einigen steilen Abbruchkanten Möglichkeiten. Zudem führen markierte Wanderwege wie der Jakobsweg und der Dr.-Richard-Sauber-Weg durch das Gebiet.

Ist ein Besuch des Wernlochs für jeden geeignet? Das Wernloch ist eher für furchtlose und abenteuerlustige Menschen empfehlenswert, die eine mystische und manchmal finstere Atmosphäre schätzen. Aufgrund des verzweigten Wegenetzes und der teils unwegsamen Natur ist es für zartbesaitete oder albtraumgefährdete Personen weniger geeignet.