Leonberg entdecken: Vielfalt zwischen Renaissancepracht und Zeitgeschichte

Leonberg ist eine Stadt, die dich mit einer faszinierenden Mischung aus prachtvoller Gartenkunst, naturnahen Erlebnissen und tiefgreifender Geschichte erwartet. Wenn du Leonberg entdecken möchtest, findest du hier Orte, die sowohl die Sinne anregen als auch zum Nachdenken anregen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Stadt bietet mehr als nur oberflächliche Attraktionen; sie lädt dazu ein, sich mit ihren vielschichtigen Facetten auseinanderzusetzen.

Der Pomeranzengarten: Ein Juwel der Renaissance in Leonberg

Ein absolutes Highlight ist der Pomeranzengarten, ein einzigartiges Zeugnis der Spätrenaissance-Gartenkunst in Deutschland und einer der wenigen seiner Art in ganz Europa. Angelegt im Jahr 1609 für Herzogin Sibylla von Württemberg als Teil ihres Witwensitzes am Leonberger Schloss, entstammen die Pläne dem berühmten Architekten Heinrich Schickhardt. Dieser als "schwäbischer Leonardo" bekannte Baumeister prägte mit seinen Entwürfen für Schlösser, Kirchen und ganze Stadtgefüge die Architektur im Südwesten. Der Garten selbst besticht durch seine klaren geometrischen Beete, die von vier Eckpavillons bewacht werden, einen zentralen Schmuckbrunnen und eine einladende Sonnenterrasse. Von den Wegen, die von Balustraden gesäumt sind, öffnet sich ein weiter Blick über die Stadt. Seinen Namen verdankt der Garten den Bitterorangen, den Pomeranzen, deren Früchte, Blüten und Blätter einst für die Küche sowie für Heil- und Duftextrakte genutzt wurden. Der Besitz solch exotischer und kostbarer Pflanzen wie Zitrusfrüchte und Feigen galt damals als Zeichen von Ansehen und Wohlstand, weshalb für ihre Überwinterung eigens ein Pomeranzenhaus errichtet wurde, das sich einst an der Stelle des heutigen Laubengangs befand.

Entlang der Glems: Mühlen, Natur und Handwerkskunst

Für Aktivurlauber und Naturfreunde beginnt direkt am Glemseck bei Leonberg ein etwa 40 Kilometer langer Radwanderweg. Dieser führt dich durch das malerische Tal der Glems bis zu ihrer Mündung in die Enz bei Markgröningen-Unterriexingen. Entlang der Strecke erzählen Informationstafeln von der reichen Mühlengeschichte der Region und dem traditionellen Müllerhandwerk. Von den einst zahlreichen Mühlen sind hier noch 19 erhalten geblieben. Dabei wurde nicht in allen ausschließlich Getreide gemahlen. Die Vielfalt reichte von Papiermühlen über Sägewerke wie die Felsensägmühle bis hin zu Loh-, Walk-, Öl- und sogar Pulvermühlen. Auch wenn nicht jede Mühle heute noch mit klappernden Wasserrädern aufwartet – einige wurden zu Wohnhäusern umfunktioniert oder wie die Zechlesmühle in Ditzingen auf Turbinen umgestellt – so sind doch einige weiterhin in Betrieb und bieten in ihren Läden regionale Produkte an. Ein Beispiel für fortschrittliche Tradition ist die Tonmühle in Ditzingen, die schon vor Jahrzehnten auf die Verarbeitung von Bio-Getreide setzte und seit 1347 Korn zu Mehl verarbeitet.

Ein Ort des Gedenkens: Der Engelbergtunnel und seine Geschichte

Leonberg ist auch ein Ort, der sich seiner komplexen Vergangenheit stellt. Oberhalb eines Wohngebietes befindet sich die Gedenkstätte Engelbergtunnel. Hier erinnert eine monumentale, 3.000 Namen umfassende Stahlwand an die Zwangsarbeiter, die im Engelbergtunnel unter unmenschlichen Bedingungen für die Rüstungsindustrie schuften mussten. Ein "Weg der Erinnerung" mit Schautafeln informiert über das Konzentrationslager, das im Frühjahr 1944 eingerichtet wurde. Bis April 1945 waren Tausende Häftlinge gezwungen, im Tunnel Flugzeugteile für die Firma Messerschmitt herzustellen. Die NS-Regierung hatte aufgrund der alliierten Luftangriffe die Rüstungsproduktion zunehmend in unterirdische Anlagen wie den Autobahntunnel bei Leonberg verlagert. Kurz vor der Befreiung durch französische Truppen wurden die entkräfteten Häftlinge auf Todesmärsche Richtung Bayern getrieben, die viele nicht überlebten. Einer der Überlebenden, Samuel Pisar, dessen Name ebenfalls auf der Gedenkwand steht, veröffentlichte später seine erschütternden Erinnerungen. Die Namenswand wurde 2005 eingeweiht, die Dokumentationsstätte zur Geschichte des Konzentrationslagers und der Rüstungsproduktion folgte 2008.

Die Stadt Leonberg zu entdecken bedeutet somit, sich auf eine Reise durch glanzvolle Epochen der Gartenbaukunst einzulassen, die Spuren alter Handwerkskunst in einer reizvollen Landschaft zu verfolgen und sich gleichzeitig mit den dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Diese Vielschichtigkeit macht einen Besuch in Leonberg zu einer nachhaltigen Erfahrung.

Wissenswertes zu Leonbergs Attraktionen

Was macht den Pomeranzengarten in Leonberg so besonders? Der Pomeranzengarten in Leonberg ist einzigartig, da er der einzige erhaltene fürstliche Lustgarten aus der Zeit der Spätrenaissance in Deutschland ist. Er wurde 1609 nach Plänen von Heinrich Schickhardt angelegt und beeindruckt durch seine historische Struktur mit geometrischen Beeten, Eckpavillons und einem Schmuckbrunnen.

Welche Bedeutung hat die Gedenkstätte am Engelbergtunnel in Leonberg? Die Gedenkstätte am Engelbergtunnel erinnert an die Tausenden von Zwangsarbeitern, die während der NS-Zeit im Tunnel unter unmenschlichen Bedingungen Flugzeugteile herstellen mussten. Eine Stahlwand mit 3.000 Namen und ein "Weg der Erinnerung" dienen dem Gedenken an die Opfer des dortigen Konzentrationslagers.

Kann man von Leonberg aus das Glemstal und seine Mühlen erkunden? Ja, vom Glemseck bei Leonberg startet ein etwa 40 Kilometer langer Radwanderweg durch das Glemstal. Entlang dieses Weges finden sich 19 erhaltene Mühlen und Informationstafeln, die über die regionale Mühlengeschichte und das Müllerhandwerk informieren.

Wer war Heinrich Schickhardt und welche Rolle spielte er in Leonberg? Heinrich Schickhardt (1558–1635) war ein bedeutender Architekt, Stadtplaner und Ingenieur der Renaissance im Südwesten Deutschlands, oft als "schwäbischer Leonardo" bezeichnet. In Leonberg entwarf er den berühmten Pomeranzengarten für Herzogin Sibylla von Württemberg.

Gibt es in der Umgebung von Leonberg noch aktive Mühlen mit regionalen Produkten? Ja, entlang des Glemstal-Radweges, der bei Leonberg beginnt, gibt es noch einige aktive Mühlen. Ein Beispiel ist die Tonmühle in Ditzingen, die seit 1347 Korn mahlt und heute für ihre Bio-Produkte und den Mühlenladen bekannt ist, wo du unter anderem Mehl und Backmischungen findest.

Was erfährt man am "Weg der Erinnerung" in Leonberg? Der "Weg der Erinnerung" bei der Gedenkstätte Engelbergtunnel informiert mithilfe von Schautafeln über die Geschichte des Konzentrationslagers Leonberg, das im Frühjahr 1944 eingerichtet wurde, und die Zwangsarbeit der Häftlinge für die Rüstungsproduktion im Tunnel.

Warum heißt der Pomeranzengarten so? Der Pomeranzengarten erhielt seinen Namen von den Bitterorangen, auch Pomeranzen genannt. Aus deren Früchten, Blüten und Blättern wurden damals Orangeat für die Küche sowie Heil- und Duftextrakte für die Hausapotheke und Parfümerie gewonnen.