Achern Sehenswürdigkeiten: Mehr als du erwartest

Achern – eine Stadt, die auf den ersten Blick vielleicht unscheinbar wirkt, bei genauerem Hinsehen aber eine Fülle an ungewöhnlichen Geschichten und Orten offenbart. Abseits ausgetretener Pfade findest du hier Zeugnisse bewegter Geschichte, symbolträchtige Denkmäler und Orte, die zum Nachdenken anregen. Wenn du die besonderen Achern Sehenswürdigkeiten entdecken möchtest, lass dich auf eine Reise durch verschiedene Epochen und menschliche Schicksale ein.

Das Herzstück mit Geschichte: Das Klauskirchl

Mitten im Städtchen steht es, klein und liebenswert: das Klauskirchl, ein klares Wahrzeichen Acherns. Seine schlichte Form strahlt Ruhe aus, doch die Geschichten darum sind vielfältig. Direkt daneben fängt ein leicht schief stehendes Steinkreuz den Blick. Es soll aus dem 15. Jahrhundert stammen und markiert Gerüchten zufolge die Ruhestätte eines jungen Tambours aus Kriegszeiten, der hier von einem Bauern erschlagen worden sein soll, als er feindliche Truppen anfeuerte. Geologen erkennen in dem Kreuz eine Besonderheit – es besteht aus Diorit, einem im Schwarzwald seltenen magmatischen Gestein. Historiker sehen Parallelen zu keltisch-irischen Kreuzformen, möglicherweise inspiriert durch missionierende Mönche des Klosters Honau. Die löchrige Struktur könnte an die alte Ogham-Schrift erinnert haben. Einst soll das Kreuz sogar einen hohen Rundturm der ursprünglichen Nikolauskapelle aus dem 11. oder 12. Jahrhundert geschmückt haben. Und eine makabre Note: Kurzzeitig sollen hier 1675 die Eingeweide des bei Sasbach gefallenen französischen Marschalls Turenne aufbewahrt worden sein. Ein Besuch beim Klauskirchl Achern ist also mehr als nur ein Blick auf ein altes Gebäude.

Ein Denkmal auf Wanderschaft: Großherzog Leopold

Ein weiteres Denkmal erzählt von politischen Umwälzungen. Bis 1955 stand die Statue von Großherzog Leopold, der maßgeblich zur Einigung Badens beitrug, im geografischen Mittelpunkt des Großherzogtums, auf dem Adlerplatz. Doch mit der Gründung Baden-Württembergs durch Volksentscheid rückte das Denkmal symbolisch und physisch an den Rand, sozusagen nach links. Die Enthüllung am 5. August 1855 war voller Zahlensymbolik, mit dreimal der Fünf. Das Denkmal selbst ist reich an Allegorien: Die Jungfrau Badenia krönt Leopold mit Lorbeer (Sieg), er steht auf einem hohen Hermessockel (Hermes: Gott des Verkehrs, der Reisenden), die Allegorie Acherns lehnt sich an, hält eine Rosengirlande (Liebe, Freude) und wird von Symbolen lokalen Wohlstands – Garbe, Zahnrad, Sichel – gestützt, die das Acherner Stadtwappen flankieren. Das Denkmal spiegelt das 19. Jahrhundert wider, als weltliche Helden die Heiligen in der öffentlichen Verehrung ablösten und Monumente das Nationalgefühl stärken sollten. Die Bedeutung des Leopold Denkmals Achern erschließt sich erst durch seine bewegte Geschichte und Symbolik.

Schatten und Licht: Die Geschichte der Illenau Achern

Die Illenau war einst eine fortschrittliche psychiatrische Anstalt, eine viel beachtete Muster-Irrenanstalt, die im 19. Jahrhundert Menschen aller Schichten behandelte. Hier wirkte Dr. Bernhard von Gudden, bevor er als Gutachter König Ludwigs II. von Bayern tragische Berühmtheit erlangte und mit diesem im Starnberger See ertrank. Gudden behandelte in der Illenau auch andere Adlige wie Ludwigs Bruder Otto oder Großherzog Ludwig II. von Baden. Selbst die als eigenartig geltende Tante Ludwigs II., Alexandra, war hier drei Jahre Patientin – eine Anekdote besagt, man habe ihr erfolgreich eingeredet, ein kleines Sofa erbrochen zu haben, das sie im Bauch zu tragen glaubte. Das damalige Diagnoseschema von 1866 mutet heute fremd an: Tobsüchtige, Melancholische, Wahnsinnige, Verrückte oder Blödsinnige. Der Schriftsteller Heinrich Hansjakob fand hier 1839 freiwillig Zuflucht vor seiner Depression und nannte die Illenau seinen rettenden Hafen. Doch die Geschichte der Illenau hat auch eine dunkle Seite: 1940 wurde sie von den Nationalsozialisten zur Reichsschule umfunktioniert, die Patienten deportiert und ermordet. Heute beherbergen die historischen Gebäude ein Museum, das an die wechselvolle Geschichte dieses Ortes erinnert.

Ein Ort der Stille und des Gedenkens: Der Illenau-Friedhof

Nahe der ehemaligen Anstalt liegt der Illenau-Friedhof, ein Ort von fast weltentrückter Atmosphäre. Besonders im Herbstnebel wirkt die von einem Zaun umgebene und mit teilweise seltenen exotischen Bäumen bewachsene Anlage wie eine Insel im Wald. Ab 1858 fanden hier die Verstorbenen der Illenau ihre letzte Ruhe – Adlige, Ärzte, ein Hofschauspieler, ein Marschall, ein russischer Offizier. Eine Bestattung war kostspielig, etwa 1000 Taler, wer es sich nicht leisten konnte, erhielt nur ein Holzkreuz. Von den einst 370 Gräbern sind nur die steinernen Zeugen geblieben, ein Symbol sozialer Ungleichheit über den Tod hinaus. Das einfachste Grab gehört bemerkenswerterweise dem Anstaltsleiter Roller und seiner Familie. Die besondere Atmosphäre des Illenau Friedhofs zog in den 90ern sogar Gespenstersucher an, angelockt von Geschichten über winkende oder blickende Figuren. Die Büste der Eugenie musste wegen Vandalismus und Graffiti hinter Glas gesichert werden. Dieser Friedhof bietet ein würdevolles Gedenken, steht aber auch im scharfen Kontrast zum Schicksal der 1940 deportierten und vergasten Patienten, deren Angehörige oft nur durch eine Rechnung für die Einäscherung vom Tod erfuhren. Die Bodenbeschaffenheit lässt vermuten, dass viele Leichname hier mumifiziert sind. Ein beeindruckender, nachdenklich stimmender Ort.

Achern offenbart seine Reize nicht auf den ersten Blick, sondern durch die Geschichten, die seine Orte erzählen. Vom kleinen Klauskirchl über das symbolträchtige Leopold-Denkmal bis hin zur komplexen Vergangenheit der Illenau und der stillen Würde ihres Friedhofs – die Achern Sehenswürdigkeiten sind Zeugen einer reichen, oft überraschenden und manchmal auch bedrückenden Vergangenheit. Entdecke eine Stadt, die mehr zu bieten hat als erwartet.

Häufige Fragen zu Acherns besonderen Orten

Was ist das Besondere am Klauskirchl in Achern? Das Klauskirchl ist ein kleines, schlichtes Wahrzeichen von Achern. Besonders ist das danebenstehende Steinkreuz aus seltenem Diorit, das möglicherweise keltisch-irische Bezüge hat und um das sich eine Legende um einen Tambour rankt. Zudem sollen hier kurzzeitig die Eingeweide des Marschalls Turenne aufbewahrt worden sein.

Welche Geschichte verbirgt sich hinter der Illenau in Achern? Die Illenau war im 19. Jahrhundert eine bekannte psychiatrische Muster-Anstalt. Berühmte Ärzte wie Dr. Gudden arbeiteten hier und behandelten auch Adlige. Die Geschichte der Illenau Achern umfasst fortschrittliche Behandlungsmethoden ihrer Zeit, aber auch die dunkle NS-Vergangenheit mit der Deportation und Ermordung von Patienten 1940. Heute befindet sich dort ein Museum.

Warum steht das Leopold-Denkmal nicht mehr im Zentrum von Achern? Das Denkmal für Großherzog Leopold stand ursprünglich am Adlerplatz, dem geografischen Mittelpunkt des Großherzogtums Baden. Nach der Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg im Jahr 1955 verlor dieser Ort seine zentrale Bedeutung, und das Denkmal wurde an seinen heutigen, etwas abseits gelegenen Standort versetzt. Die Bedeutung des Leopold Denkmals Achern liegt auch in seiner reichen Symbolik.

Was macht den Illenau-Friedhof in Achern so besonders? Der Illenau-Friedhof besticht durch seine weltentrückte, fast gespenstische Atmosphäre, besonders im Nebel. Hier liegen viele ehemalige Patienten und Personal der Illenau, darunter Adlige. Nur die teuren Steingräber sind erhalten, was soziale Unterschiede zeigt. Die besondere Illenau Friedhof Atmosphäre und Geschichten über unheimliche Phänomene machen ihn zu einem ungewöhnlichen Ort des Gedenkens.

Welche Verbindung hat Marschall Turenne zu Achern? Der französische Marschall Turenne fiel 1675 in einer Schlacht bei Sasbach nahe Achern. Seine Eingeweide sollen nach seinem Tod kurzzeitig im Klauskirchl in Achern aufbewahrt worden sein, bevor sein Leichnam nach Frankreich überführt wurde.

Gibt es in Achern Orte mit keltischen Bezügen? Ja, das Steinkreuz neben dem Klauskirchl wird von Historikern mit keltisch-irischen Formen in Verbindung gebracht. Die löchrige Struktur des Diorit-Gesteins könnte missionierende Mönche an die alte keltische Ogham-Schrift erinnert haben.

Wer war Dr. Gudden und was hat er mit Achern zu tun? Dr. Bernhard von Gudden war ein bekannter Psychiater des 19. Jahrhunderts. Bevor er das Gutachten über König Ludwig II. von Bayern erstellte und mit ihm starb, arbeitete er in der psychiatrischen Anstalt Illenau in Achern und behandelte dort verschiedene Patienten, auch aus adligen Kreisen.